Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine fällt es Anlegern schwer, über ihre Investments in russische Aktien zu verfügen. Die meisten dieser Aktien konnten nicht direkt erworben werden, sondern nur über Hinterlegungsscheine (sogenannte ADRs oder GDRs). Dabei wurden die Aktien bei einer Verwahrstelle in Russland hinterlegt, für die Anleger ein Anspruchszertifikat erhielten. Das unerwartete Handeln Russlands stellte das System vor eine unlösbare Schwierigkeit. Russland forderte den Umtausch der Scheine in die tatsächlichen Aktien. Da dafür persönlich vor Ort ein Depot bei einer russischen Bank eröffnet werden muss, scheiterte dieses Unterfangen zumindest am Aufwand. Anwälte und andere Berater bezeichnen den Umtauschprozess darüber hinaus als „komplettes Chaos“. In einigen Fällen würden Aktien doppelt gezählt, weil ein Investor Zugriff auf russische Aktien erhalten und zugleich bei einer ausländischen Bank Bezugsrechte halten könnte, sagte Grigory Marinitschew, Partner bei der Kanzlei Morgan Lewis. Und weg ist das GeldZudem setzte das Putin-Regime eine Frist, die nun Ende des Monats abläuft. Erfreulicherweise hätten einige der mit Hinterlegungsscheinen handelnden Agenten zuletzt wieder Bücher geöffnet, berichtete im April Maximilian Weiss, auf den Umtausch spezialisierter Rechtsanwalt aus Stuttgart – auch wenn gerade etwa bei Gazprom und Lukoil das nicht der Fall war. Nach Ablauf der Frist sollen alle hinterlegten Aktien verkauft werden und der Erlös soll auf Treuhandkonten für die Inhaber fließen. Allzu große Hoffnungen sollten sich Anleger diesbezüglich wohl nicht machen. Denn an das Geld auf den Treuhandkonten dürfte zum einen nicht leicht zu kommen sein. Und gewiss wird der Preis im Interesse des Regimes und nicht der Anleger liegen. Der Verkaufserlös werde „substanziell geringer“ ausfallen als der derzeitige Marktpreis, geht auch aus Unterlagen der Deutschen Bank von Monatsbeginn hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen. Die russischen Behörden würden wohl einen Abschlag von mindestens 50 Prozent auf den Börsenwert verlangen. Und weg ist die AktieWenn die Aktien überhaupt noch da sind. Denn die Deutsche Bank habe gegenüber den Kunden auch eingeräumt, nicht mehr auf alle Aktien zugreifen zu können. Einige Aktien fehlten, für die vor dem russischen Angriff auf die Ukraine Bezugsrechte hinterlegt wurden. Diese seien in Russland von einer anderen Bank verwahrt worden und im Zuge des Umtauschs verschwunden. Dieser sei ohne „Beteiligung oder Information“ der Deutschen Bank erfolgt, und man sei nicht in der Lage gewesen, die Aktien zurückzuholen. Betroffen sind laut den Unterlagen Aktien der Fluggesellschaft Aeroflot, der Baufirma LSR Group und der Bergbau- und Stahlunternehmen Mechel und Novolipetsk Steel betroffen. Die Unternehmen lehnten gegenüber Reuters eine Stellungnahme ab oder waren zunächst nicht zu erreichen. Auch die russische Zentralbank äußerte sich nicht zu dem Thema. Die für die Bezugsrechte zuständige Behörde erklärte, der Umtausch der Aktien stehe in Einklang mit russischen Gesetzen. Die Deutsche Bank ermöglicht es, einem Kenner zufolge, ihren Kunden im Rahmen des Ausstiegs Bezugsrechte zu tauschen. Sollten im Laufe der Zeit weitere Aktien zugänglich werden, sollen diese an ihre rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben werden. Kennern der Materie zufolge sei dies das erste Mal, dass eine größere Bank einräumen musste, dass die Eigentümer von Bezugsrechten möglicherweise nicht mehr alle ihnen zustehenden Aktien erhalten könnten. Immer noch halten nach Informationen aus Investorenkreisen einige Anleger, von kleinen Hedgefonds bis zu großen Fondsgesellschaften russische Bezugsrechte. Die meisten hätten diese Papiere indes schon abgeschrieben. Neben der Deutschen Bank verwalten auch JPMorgan, die Citigroup und BNY Mellon russische Bezugsrechte, wie aus Clearstream-Daten hervorgeht. Die drei US-Banken lehnten eine Stellungnahme dazu ab, ob sie auch Lücken bei den Aktien entdeckt hätten. Quelle: FAZ Artikel vom 26.06.2023 Meinung: Die drei US Banken brauchen sich nicht zu äußern. SdK Newsletter 23 vom 07.11.2023 "Des Weiteren haben weder US-Aufseher noch die russischen Unternehmen jemals Unstimmigkeiten dies bezüglich festgestellt bzw. russische Unternehmen abgestritten, dass entsprechende Stammaktien für die Ausstehenden ADRs hinterlegt sind". Der Pro-Ration Faktor ist das beste Eingeständnis, das Aktien fehlen
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