Schwefelquelle in Ilica
Wir haben sie gefunden! Wiedergefunden für mich – ich war vor Jahren schon mal mit dem Auto da gewesen und konnte sie in der Zwischenzeit in 3 „Anläufen“ mit dem Motorrad nicht wieder finden – die Umgebung sieht in verschiedenen Jahreszeiten ganz unterschiedlich aus …für mich. Und auch diesmal ging's nur mit Hilfe freundlicher Türk. Anwohner. Aber mal der Reihe nach. Donnerstag, 25. April 2012, war ein wunderschöner Tag, schon sommerlich warm, auch in den Bergen von der Küste entfernt. Wir vom Deutscher JAWAOldtimer Club Gazipasa hatten uns für eine Ausfahrt in die Berge verabredet, wollten diesmal unbedingt die Schwefelquelle finden. Also ging's mit 3 alten JAWAs, alle gut gepflegt und gut in Schuss, gegen 11 h zunächst auf der D400 (-Baustelle) nach Kahyalar. Hinter der Flughafen-Abfahrt sind wir am Fluss entlang Richtung Berge gefahren. In dieser Jahreszeit führen alle Flüsse mehr oder weniger viel Wasser, zumindest sind sie nicht nur ein Kiesbett. Die Straße führt auf der Nordseite des Flusses entlang, unterquert die neue Flughafen-Schnellstrasse (die vom Flughafen durch die Berge bis Yesillöz führt und die Anfahrt nach Alanya auf 20 Min. verkürzen soll), bis es über eine Brücke rechts ab in die Berge geht. Von da an gehts's zügig bergan. Die Landschaft ist immer wieder schön! Zu dieser Zeit sind die Straßen zwar befahrbar, Blockagen durch Bergrutsche sind weggeräumt, aber die Winterschäden sind überall präsent: Schlaglöcher jeder Größe und Tiefe, der Straßenrand auf der Hangseite ist vielfach unterhöhlt, weggerutscht, mit Geröllresten auf der Straße muss man rechnen. Aber wir fahren ja nicht auf Zeit, sondern wollen die kurvige Strecke und den Ausblick genießen. Noch haben die „hinteren“ Bergreihen (>2000 m) Schneehäubchen. Überall sieht man einzelne oder kleine Grüppchen von Häusern in der Landschaft stehen, überall wird der Boden für Landwirtschaft genutzt, selbst an relativ steilen Hängen, Plastik- oder Glasdächer von Gewächshäusern spiegeln in der Sonne. Es war so warm, dass schon viel Dunst in der Luft war, kein freier Blick in die Ferne. Schon ziemlich weit oben, die Gesamtstrecke ist etwa 27 km, teilt sich die Straße, links runter geht’s nach Ilica, geradeaus weiter nach Karatepe. Wir wollten nach Ilica. In meinen vergeblichen Versuchen, die Schwefelquelle zu finden, war ich viele Wege erfolglos gefahren, so wollte ich diesmal durch Ilica durch und da weiter suchen. „Jeder“ Weg, den wir reingefahren sind, endete nach kürzerer oder längerer Wegstrecke, auf teilweise abenteuerlichen Schotterpisten – ein Hoch den robusten JAWAs! - als Sackgasse vor einem Haus. Natürlich kamen Leute heraus, natürlich wurden wir auf einen Cay eingeladen. Leider kann keiner von uns so viel Türkisch, dass man sich hätte unterhalten können. Also haben wir den Tee dankend abgelehnt und radebrechend nach dem Weg gefragt – was uns immer weiter in die Nähe brachte. Bis uns schließlich in der 3. oder 4. Sackgasse ein freundlicher Türke mit dem Motorrad einholte und uns fragte, wohin. Er war auf dem Weg zu seinem Haus, keine 50 m weg. Natürlich wurden wir wieder eingeladen und haben diesmal angenommen – eine glückliche Fügung, wie sich herausstellen sollte. Er führte uns auf eine „aufgeräumte“ Terrasse, wo wir Platz nehmen konnten mit einem sehr schönen Blick in die Landschaft. Die Schwefelquelle sei gleich da unten. Nachdem wir erst Wasser zu trinken bekommen hatten und aufgefordert wurden, sitzen zu bleiben, wurde nach wenigen Minuten ein ganzes Mittagessen serviert: Gözleme, die gefüllten Teigtaschen; Gurken und Tomaten, fein säuberlich geschält und aufgeschnitten; Käsestücke, eine Schale mit Oliven – und natürlich der obligate Tee. Ausser Tee und Zucker, sagte er uns ganz stolz, sei alles aus eigenem Anbau, organic, also biologisch. Sie seien Selbstversorger, verkaufen nichts auf dem Markt. Die Oliven und der Käse waren was ganz Besonderes, sehr lecker! Er aß nicht mit uns, zeigte uns am Unterbauch eine große Operationsnarbe: Krebs. Er akzeptierte freundlich lächelnd, dass wir uns, ohne ihn, in Deutsch unterhielten. Bei solchen Gelegenheiten bedauere ich, dass ich die Sprache meines Gastlandes nicht sprechen kann! Er zeigte uns noch eine Kiste mit Seidenspinnerraupen. Wenn die sich innerhalb eines Monats verpuppen, verkauft er die Seiden-Kokons (TL 24/kg). Als wir Anzeichen für den Aufbruch machten, rief er seinen Sohn, damit er uns mit seinem Motorrad den Weg zur Schwefelquelle zeigen sollte. Und so war es natürlich kein Problem mehr. Ich war im Sommer da gewesen, hatte die Quelle und die „Badewanne“ - eine Zeltplane in den Felsen, das Wasser soll heilsame Wirkungen haben – erlebt. Diesmal führte der Bach so viel Wasser, dass wir wegen kleiner Wasserfälle und dem steilen Gelände nicht bis an die Quelle vordringen konnten. Der Geruch von faulen Eiern liegt in der Luft, Schwefelablagerungen am Rand, die Wassertemperatur soll konstant über's Jahr 23°C sein. An den Geruch gewöhnt man sich schnell und genießt das „lauschige Plätzchen“. Zu dieser Zeit waren wir weit und breit die einzigen Menschen in der Nähe. Im Sommer waren Familien mit Kindern da gewesen, die sich in der „Badewanne“ tummelten, ältere Frauen hatten das Wasser in Flaschen und Kanistern geholt – es wird ein heilsamer Schlamm damit gemacht, eine Art „Fango“. Ausserdem gibt es neben der Schwefelquelle auch eine „normale“ Süsswasserquelle. Die Rückfahrt war ereignislos einfach, kurz vor 17 h war ich zurück. Die Schwefelquelle befindet sich, bei Anfahrt wie oben beschrieben, noch vor Ilica. Bevor man in den Ort kommt, die Moschee ist das markante Zeichen, steht rechts über der Strasse ein grosses Glasgewächshaus. Gegenüber geht links im spitzen Winkel eine asphaltierte Strasse ab, die direkt zur Quelle führt.