Lamos
LAMOS Ein Ausflug in die nahen Taurus-Berge, für den mit Fug und Recht der Spruch „der Weg ist dasZiel“ gelten kann. Auch hier hatten wir schon mehrere „Anläufe“ mit den JAWAs genommen, diese antike Stätte hoch in den Bergen zu finden. Zur Vorbereitung hatten wir uns bei Google Earth die Gegend genau angesehen, Rolf hatte sein GPS entsprechend programmiert und mitgenommen. Diesmal waren wir wild entschlossen, dahin zu kommen, und koste es den ganzen Tag. Also sind wir gegen 10 h morgens frohen Mutes bei bestem Wetter losgefahren. Auf asphaltierten Strassen geht’s aus Gazipasa heraus durch Hasdere. Unsere Orientierung war „am Wasser entlang, bis wir das Felsmassiv sehen können“. Dann kommt das Hinweisschild „Adanda 3 km, Adanda Burg 5 km, Gürcam 11 km“ rechts ab von der „Hauptstrasse“. Dem sind wir gefolgt, uns zum ersten Mal bewußt machend, dass Adanda Lamos sein muss. (Unten an der D400-Meerjungfrau- Kreuzung steht ein braunes Schild Lamos.) Die Burg von Adanda ist als Punkt 2 auch im Gazipasa-Reiseführer erwähnt. Ich zitiere in Ausschnitten: „Die Burg von Adanda ist … 2 km nördlich von dem Dorf Adanda auf dem Gipfel eines hohen und steilen Berges errichtet worden. Es ist bekannt, dass die Stadt wahrscheinlich die Hauptstadt des sogenannten Gebietes jener Zeit (… 3. Jh. n Chr.) der Römer Lomotis war.“ Daher Lamos? Nachdem wir durch Adanda – nur ein paar Häuser – durchgefahren waren, konnten wir links hoch auf einem Bergrücken „ein paar alte Steine“ sehen – das musste es sein. So sind wir – Rolf ist erfahrener in der Gegend und als Motorradfahrer, ist mein „Führer“ bei solchen Fahrten - auf den nächsten steilen Schotterweg abgebogen. Die Strecke hat mich an meine fahrtechnischen Grenzen geführt: Grober Schotter mit dicken Blöcken aus gewachsenem Fels auf dem Weg, tiefe Regenrinnen, deutliche Steigung, meistens nur 1. Gang – und auf einer Seite geht es immer relativ steil bergab. Als Rolf's Maschine heiß lief, nach Pause verlangte (sprich der Motor ging aus), haben wir uns alle diese Pause gegönnt. Schweißnass, nicht nur von der Sonne, haben wir uns an einer Wegabzweigung in den Schatten gesetzt. Das GPS zeigte uns, dass wir in relativer Nähe (<400 m), also richtig waren. An dieser Stelle zwei Zwischenbemerkungen: Zunächst erneut ein „Lob“ den robusten JAWAMaschinen, beide jeweils >40 Jahre alt. Meine ist wie ein Esel über Stock und Stein gesprungen, so habe ich es wahrgenommen, immer zuverlässig, im 1.Gang (fast) jede Strecke nehmend. Und dann, und immer wieder, Begeisterung für die Landschaft! Da ist so viel Natur zu entdecken – der Blick, die Ruhe, einfach toll! So sind wir der Richtungsanzeige des GPS folgend rechts in den abzweigenden Weg gefahren. Als wir uns lt. GPS deutlich entfernten, sind wir lieber umgedreht und zurück auf dem „Hauptweg“ weiter hoch gefahren. „Hauptweg“ darf nicht falsch verstanden werden – die Strecke ist nur mit 4x4-Jeep, Motocross-Maschinen und JAWAs zu bewältigen. Waldarbeiter, die Holz schnitten, bestätigten uns: „Noch ca. 2 km, dann nach links“. Also sind wir bei der nächstmöglichen Abzweigung nach links – und standen nach weniger als 1 km vor einer Art Einsiedlerhof. Ein einfaches Betonhaus, wahrscheinlich nur ein Raum, an einer Quelle, umgeben von einem Nutzgarten mit Wein, Obstbäumen – Selbstversorger. Ein älterer Mann kam heraus, als er unsere Knattermaschinen hörte und uns sah. Ca. 900 m weiter zu Fuss oder zurück und immer links halten, das war die Auskunft, so wie wir sie verstanden haben. Aber natürlich sollten wir doch erst mal Tee zusammen trinken. Die Einladung haben wir angenommen, inzwischen war Mittag vorbei. So wurde frischer Tee zubereitet, die Türk. Art mit 2 Kannen, auf offenem Feuer. Dazu stellte er uns frische Wahlnüsse aus eigener Produktion auf den Tisch. Wir, Rolf und ich, wunderten uns, wie man hier leben kann, offenbar ohne Fahrzeug, alles sehr simpel. Leider war Kommunikation - wieder mal - so gut wie nicht möglich. Er erklärte uns, in für uns viel zu schnellem Türk.,Gazipasa-Dialekt, wie wir nach Lamos kämen. Beim Aufbruch drückte er uns einen in einer krakeligen Kinderschrift geschriebenen Zettel in die Hand: „Der richtige Weg: links beim nächsten Abzweig, an einem Haus vorbei, wieder links bei einem Wasserdepot, dann Motorräder stehen lassen und auf einem Fußweg weiter, über ein Fußballfeld.“ (freie Übersetzung) Der erste Abzweig links - da kamen wir her, hatten zu früh „aufgegeben“. Also zuerst den „abenteuerlichen Weg“ wieder 'runter, und – von oben kommend – links den nicht besseren Weg erneut hoch. Die Beschreibung war gut, an dem Haus vorbei bis zu einem Pumpenhäuschen, bis es dann nicht mehr weiter ging. Also JAWAs abgestellt und zu Fuß weiter. Nach nur ein paar Schritten öffnete sich ein enger Durchgang durch den dichten Bewuchs – das ist das Problem, man muss praktisch vor dem stehen, was man sucht, sonst sieht man es nicht – auf einen Bolzplatz mit 2 Torrahmen. Unglaublich, hier oben. Rechts hinten schimmern Steine durch die Bäume, offenbar Reste von Gebäuden, angegrabene freigelegte Mauerteile. Die lenken uns davon ab, den mit roten Pfeilen markierten Fußweg mehr links sofort zu finden. Wir irren zunächst durchs Unterholz in die Richtung, die uns das GPS zeigt, über eine Felsplatte, bis zu einem für uns unbezwingbaren Abgrund bzw. Steilhang. Nur unser absoluter Wille, diesmal Lamos zu finden, wo wir offenbar doch so nah dran sind, läßt uns im „letzten Versuch“ den Ausgang vom Bolzplatz mit den roten Pfeilen finden und diesem durch den Wald folgen. Auf eine Art kleines Plateau, wo sofort ein völlig intaktes Grabmal auffällt. Jetzt, da wir die roten Pfeile kennen und sehen, finden wir auch die Reste der Burg, allerdings in etwa 100 m Entfernung, getrennt durch eine Schneise, in die wir nicht mehr herabkraxeln wollen. Die Steine, die wir von unten gesehen hatten, sind wohl auf der anderen (südwestlichen) Seite der Bergkuppe, auf der die Burg gebaut wurde. Insgesamt, wenn man bis zum „Parkplatz“ gefunden hat, muss man noch 800-1000 m zu Fuß gehen. Der Fußweg ist nicht anstrengend – aber um dahin zu kommen, bedarf es einer gehörigen Portion Durchhaltewillen. Als wir zurück bei den Maschinen waren, war es fast 16 h, Zeit für ein kleines Picknick mit selbst-gemachten Broten. Die Rückfahrt wollten und haben wir auf der anderen Seite der Bergkuppe gemacht, am Pumpenhäuschen nach links statt rechts. Nach „vertretbarer“ und nicht zu langer Geröllstrecke kamen wir auf eine sehr gute Asphaltstraße, die Straße, die uns nach ca. 7 km (beide Tachos zeigen nichts an) an die „Ecke“ mit dem Hinweisschild brachte, diesmal kamen wir von links, haben also eine komplette Runde gemacht. Der weitere Rückweg ist bekannt, kein Problem. Es ist zu empfehlen, dem Hinweisschild nicht nach rechts zu folgen, wenn man hoch fährt, sondern lieber geradeaus weiter, und dann den richtigen Abzweig nach rechts zu finden. Fotos © Rolf Seppelfricke HJS, Mai 2012