Wintershall Dea war vor dem Ukraine-Krieg 30 Jahre in Russland aktiv. Wir blicken zurück auf die Beziehungen zu Gazprom, Oligarchen und Nowy Urengoi. Kassel – Wintershall pflegte etwa 30 Jahre enge Geschäftsbeziehungen nach Russland. Beteiligungen, Gasförderung und Verkaufsverträge prägten Wintershall – auch über das jähe Ende nach Russlands Invasion in der Ukraine Anfang 2022. Wintershall Dea reagierte auf den russischen Angriffskrieg. Beteiligungen wurden abgeschrieben und Anfang 2023 die Auslagerung des Russland-Geschäfts in eine eigene Gesellschaft angekündigt, um sie vom restlichen Wintershall-Geschäft rechtlich zu trennen. Mario Mehren, der Vorstandsvorsitzende von Wintershall Dea, teilte dazu mit: „Unsere endgültige Entscheidung, Russland vollständig zu verlassen, war schwierig, aber ohne Alternative. Eine Fortführung unseres Geschäfts in Russland ist nicht tragbar. Russlands Angriffskrieg ist nicht vereinbar mit unseren Werten.“ 2021 förderte Wintershall 634 000 Erdöläquivalente pro Tag, davon 303 000 in Russland. Faktisch wurde Wintershall Dea durch den Rückzug aus Russland halbiert. Nach den BASF-Plänen zum Teilverkauf von Wintershall Dea gehören auch die Standorte in Hamburg und Kassel zu jener Hälfte, die nicht verkauft, sondern abgewickelt werden soll. Wintershall und GazpromGazprom hat für den Export von Erdgas aus Russland ein Monopol, da das Unternehmen das Erdgasnetz kontrolliert. Wintershall hat mit Gazprom mehrere Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Darunter zum Beispiel Severneftegazprom zur Erschließung der Gas-Vorkommen im westsibirischen Öl- und Gasfeld Juschno-Russkoje. Erst im April 2021 hatte Wintershall vermeldet, dass hier über 320 Milliarden Kubikmeter Erdgas seit der Inbetriebnahme des Projekts 2007 produziert worden seien. Mit dem russischen Unternehmen Lukoil gründete Wintershall 1992 das Unternehmen Wolgodeminoil. Die Anteile daran hatte Wintershall im Mai 2021 verkauft, bis dahin wurden laut Wintershall in den Gebieten Wolgograd und Saratow im Westteil Russlands elf Millionen Tonnen Erdöl gefördert. Wintershall Dea im westsibirischen Nowy UrengoiDas etwa 100 000 Einwohner zählende Nowy Urengoi in Westsibirien gilt als Hauptstadt der Gasförderung in Russland. In den 1970er-Jahren als sozialistische Modellstadt gegründet, ist Wintershall hier seit 2003 am Achimgaz-Projekt beteiligt. Auch hier gibt es ein Gemeinschaftsunternehmen mit Gazprom, das laut Wintershall seit 2008 über 50 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus 108 Produktionsbohrungen gefördert hat. 2005 unterzeichneten die Städte Kassel und Nowy Urengoi eine Kooperationsvereinbarung, an der sich auch die Universität Kassel beteiligte. Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs ruht diese Partnerschaft. Wintershall und die Oligarchen
Seit 2019 sind die russischen Oligarchen Michail Fridman und Pjotr Awen an Wintershall Dea beteiligt. Hintergrund war die Fusion von Wintershall und Dea, Letztere gehörte über die luxemburgische Gesellschaft LetterOne Fridman und Awen. LetterOne erhielt ein Drittel der Stimmrechte, BASF als Wintershall-Eigner zwei Drittel. LetterOne wiederum gehört der russischen Alfa-Gruppe von Fridman und Awen. Awen sei einer der Putin am engsten vertrauten Oligarchen, heißt es auf der Sanktionsliste der EU, ihre Freundschaft reiche in die 1990er-Jahre zurück. Die Alfa-Bank sei außerdem eine der wichtigsten Banken Russlands. Fridman zählt die EU „zu den wichtigsten russischen Financiers und Unterstützern des inneren Kreises von Putin“. Beide hätten zum Angriff auf die Ukraine beigetragen und von ihm profitiert, heißt es weiter. (Johannes Rützel) Quele: HNA
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