In einem Artikel vom 24.02.2023 (Privatanleger "als Kollateralschaden der Sanktionen") unter N-TV.de veröffentlicht, erläutert Marc Liebscher (Rechtsanwalt und Vorstand der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger) seine Meinung zur aktuellen misslichen Situation von ADR Inhabern russischer Aktien. Wesentliche Teile dieses Artikels entsprechen nicht meiner Meinung. Was sollen die Anleger tun? Gibt es keine Alternativen oder lohnt es sich vielleicht, einfach erstmal weiter abzuwarten? Nichts tun und abwarten ist eine riskante Option. Russland will nach Ablauf der Umtauschfrist im Sommer alle übriggebliebenen Aktien im Pool der Verwahrstellen verkaufen. Der Erlös soll auf Treuhandkonten für die Inhaber fließen. Da stellt sich natürlich die Frage, zu welchem Preis solche Verkäufe stattfinden und welche Abschläge die Anleger da hinnehmen müssen. Ich kann mir vorstellen, dass kremlnahe Oligarchen diese Gelegenheit für sehr günstige Aktienkäufe nutzen werden. Es gibt Anbieter, die bereit sind, die Abwicklung des Umtausches zu übernehmen. Denen müssen die Anleger ihre Papiere übertragen und die werden dann im Erfolgsfall am Erlös beteiligt. Da sollte man sich die Bedingungen genau anschauen. Ich rate allen, die eine signifikante Summe in russischen Hinterlegungsscheinen investiert haben, sich an einen Anwalt mit entsprechender Erfahrung zu wenden und das Prozedere anzugehen, so kompliziert es auch sein mag. Meinung: Nach Aussagen von Herrn RA Liebscher will Russland nach Ablauf der Umtauschfrist im Sommer alle übriggebliebenen Aktien im Pool der Verwahrstellen verkaufen. Der Erlös soll auf Treuhandkonten für die Inhaber fließen. Eine Quelle wurde zu dieser Aussage nicht benannt. Dieser Aussage widerspricht: 1. Die russische Zentralbank hofft, dass Euroclear und Clearstream in naher Zukunft "die Unschuldigen freilassen" werden. 2. Der ADR-Ausgeber (hier: Sberbank) ist für den Verkauf der nicht gewandelten Aktien zuständig. "2. Wenn Sie die Stammaktien nicht annehmen können, würden die DRs in den Büchern bleiben Ihres Depot- oder Maklerkontos bis zu dem Zeitpunkt, an dem geltende Gesetze, Regeln und Vorschriften erlauben es JPMorgan, Maßnahmen zu ergreifen, die gemäß der Hinterlegungsvereinbarung erforderlich sind, einschließlich der Auszahlung von Inhabern. Quelle: JJP Morgan adr.com (Sberbank FAQ aktualisiert) Was ist ein Hinterlegungsschein (DR)? Ein Hinterlegungsschein (Depositary Receipt, DR) ist ein handelbares Zertifikat, das von einer Bank ausgegeben wird, die Aktien eines ausländischen Unternehmens vertritt, das an einer lokalen Börse gehandelt wird. Das Hinterlegungsrecht gibt Anlegern die Möglichkeit, Anteile am Eigenkapital ausländischer Staaten zu halten und bietet ihnen eine Alternative zum Handel auf einem internationalen Markt. Quelle: Investopedia Was würde passieren, wenn Russland tatsächlich die nicht getauschten Papiere verkaufen würde?? Folgen: 1. Das Konstrukt ADR/GDR wäre für immer weltweit zerstört. Der Vertrauensverlust würde sich auf alle ADR/GDR weltweit ausweiten. 2. Russland braucht irgendwann die westlichen Kapitalmärkte. Ein Zugang führt nur über die sogenannten ADR, da russische Aktien im westlichen Finanzsystem nicht direkt handelbar sind. 3. Russland, China und auch andere Länder würden sich bis auf weiteres und ggf. für immer von den westlichen Kapitalmärkten abschneiden. 4. Ein Zwangsverkauf der nicht gewandelten ADR würde Russlands Bemühungen konterkarieren, die Vermögenswerte ihrer russischen Anleger im Ausland rechtlich zu sichern. 5. Gegenreaktion. Die russischen Oligarchen unterhalten vermutlich sehr viel höhere Vermögenswerte im Westen als die Anleger Depositary Receipt in Russland. Ein Zwangsverkauf der nicht gewandelten ADR durch Russland könnte hier schnell zu Gegenreaktionen des Westens führen. In der Folge Sammelklagen etc. Fazit: Depositary Receipts werden auch künftig ein wichtiges Finanzprodukt für diejenigen Länder sein, die ihre Aktien, die ausschließlich an den Heimatbörsen gelistet sind, international handelbar zu machen.
Der og. Artikel des RA Liebscher beschreibt eine mögliche Variante der Abwicklung der ADR. Es bleibt jetzt die Besonnenheit der Marktteilnehmer, insbesondere der ADR-Ausgeber sowie der russischen Administration, im Umgang mit einer möglichen Abwicklung abzuwarten. Der Anleger als "Kollateralschaden". So schmerzlich das für den Einzelanleger ist. Der Umgang/Abwicklung von nicht gewandelten ADR wird entscheidend dazu beitragen wie sich künftig das Vertrauen in ADR darstellen wird. Werden die ADR jetzt zu Grabe getragen, werden sich die aufstrebenden Länder, dieses Finanzierungskonstrukts künftig nicht mehr bedienen können. Auch die ADR-Ausgeber sollten in sich kehren. ADR als Anlagepallette für Fonds, ETF, als Einzelkonstrukte??? Dieses lukrative Finanzkonstrukt dürfte dann für immer der Vergangenheit angehören. Alles meine persönliche Meinung und ohne mein Obligo. Verfasser: Admin
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