Die Drusen (arabisch دروز, DMG Durūz sowie الموحدون, DMG al-muwaḥḥidūn ‚Bekenner der Einheit Gottes‘) sind eine arabischsprachige Religionsgemeinschaft im Nahen Osten, die im frühen 11. Jahrhundert in Ägypten als Abspaltung der ismailitischen Schia entstand. Angehörige dieser Gemeinschaft leben heute vor allem in Syrien (ca. 700.000), im Libanon (ca. 280.000, also etwa 4,5 % der Bevölkerung), in Israel (125.300, also 1,6 % der Bevölkerung im Jahr 2004) sowie in sehr geringer Zahl auch in Jordanien.
Das Drusentum wird offiziell meist Madhhab at-Tauhīd genannt (arabisch مذهب التوحيد, DMG maḏhab at-tauḥīd ‚Lehrrichtung der göttlichen Einheit‘).
Das Drusentum wird offiziell meist Madhhab at-Tauhīd genannt (arabisch مذهب التوحيد, DMG maḏhab at-tauḥīd ‚Lehrrichtung der göttlichen Einheit‘).
Die schiitische Abspaltung der Drusen macht etwa 2 % der syrischen Bevölkerung aus. Ihr Hauptsiedlungsgebiet ist die gleichnamige Bergregion, der Dschebel ad-Duruz.
Neben dem Dschebel ad-Duruz (arabisch جبل الدروز, DMG ǧabal ad-Durūz) und dem Siedlungszentrum as-Suwaida leben Drusen am Osthang des Hermon-Gebirges ([[Ivrit|]] הר חרמון, AHL har Ḥermon, arabisch جبل الشيخ, DMG ǧabal aš-šaiḫ) in Dörfern auf 1000 bis 1500 Meter Höhe. Wie die Minderheit der Alawiten gelangte auch die der Drusen durch einen überdurchschnittlichen Anteil an Militärdienstleistenden in den Streitkräften Syriens zu einem gewissen politischen Einfluss, nach der Machtübernahme der Baath-Partei 1963 wurde z. B. Shibli al-Aysami kurzzeitig Parteichef und syrischer Vizepräsident, auch Sultan al-Atraschs Sohn Mansur bekleidete einen Posten in der Parteiführung. Nach Machtkämpfen innerhalb der Baath-Partei und einem vergeblichen Putschversuch des drusischen Majors Salim Hatum wurden die Drusen jedoch 1966 von alawitischen Militärs ausgebootet und von der Macht verdrängt.
Im Bürgerkrieg in Syrien wurden die Drusen im Jahre 2015 zunehmend von islamistischen Rebellen bedroht. Sie hatten schon von Beginn des Kriegs an nur zum Teil auf Autonomie gehofft und sich deshalb der Rebellion angeschlossen, andere stellten sich auf die Seite Assads, des vermeintlichen Beschützers der Minderheiten. Die Rebellion verlor mit dem steigenden Einfluss radikaler Islamisten an Attraktivität; im Gebiet von Suweida konnte gar der IS Fuss fassen. Im Frühjahr 2018 "evakuierte" das Assad-Regime weitere IS-Kämpfer dort hin.[11]
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Drusen
Im Bürgerkrieg in Syrien wurden die Drusen im Jahre 2015 zunehmend von islamistischen Rebellen bedroht. Sie hatten schon von Beginn des Kriegs an nur zum Teil auf Autonomie gehofft und sich deshalb der Rebellion angeschlossen, andere stellten sich auf die Seite Assads, des vermeintlichen Beschützers der Minderheiten. Die Rebellion verlor mit dem steigenden Einfluss radikaler Islamisten an Attraktivität; im Gebiet von Suweida konnte gar der IS Fuss fassen. Im Frühjahr 2018 "evakuierte" das Assad-Regime weitere IS-Kämpfer dort hin.[11]
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Drusen
Geschichte
Begründer der drusischen Lehre war Hamza ibn Ali ibn Ahmad, ein persischer Missionar aus Ostiran, der Anfang des 11. Jahrhunderts in der fatimidischen Daʿwa tätig war. Er behauptete im Jahre 1017, die Ära des قائم, DMG Qāʾim (eschatologischer Herrscher) sei angebrochen und der regierende fatimidische Kalif al-Ḥākim sei Gott. Auch lehrte er die Abrogation der koranischen Offenbarung und ihrer ismailitischen Deutung; an die Stelle beider sollte das bloße Bekenntnis von Gottes Einzigkeit (arabisch توحيد, DMG tauḥīd) treten, das alle gottesdienstlichen Handlungen überflüssig macht. In seinen in den Jahren von 1017 bis 1020 entstandenen Sendschreiben entwickelte Hamza eine neue Theologie − eine Kompilation von ismailitischen, neuplatonischen und extrem-schiitischen Vorstellungen und Begriffen. Hamza sandte eigene Missionare in die verschiedenen ismailitischen Gemeinden Ägyptens und Syriens. Einer seiner Missionare, ein junger Türke aus Buchara, der den Beinamen ad-Darzī (persisch „Schneider“) hatte, entfaltete in Kairo eine so rege Missionstätigkeit, dass die neue Lehre dort nach ihm als الدرزية, DMG ad-Darzīya bekannt wurde; ihre Anhänger wurden als دروز, DMG Durūz ‚Drusen‘ bezeichnet.[2]
Der Kalif selbst duldete das Treiben der drusischen Missionare. Sein Verschwinden im Februar 1021 bei einem seiner nächtlichen Ausritte bestärkte die Drusen noch in ihrem Glauben an seine Göttlichkeit. Während Hamza verstummte, weitete sein Stellvertreter al-Muqtanā die Daʿwa auch auf ismailitische Gemeinden außerhalb des Fatimidenreiches aus, in den Irak und den Iran, den Hedschas, den Jemen, Bahrain und Indien. Auf ihn geht wahrscheinlich auch die Sammlung der „Sendschreiben der Weisheit“ (arabisch رسائل الحكمة, DMG rasāʾil al-ḥikma) zurück, die bis heute die wichtigste Heilige Schrift der Drusen darstellt. Im Fatimidenreich mussten die Drusen geheim operieren, denn al-Ḥākims Nachfolger az-Zāhir (reg. 1021–1036) verbot in Edikten die drusische Lehre und ließ ihre Anhänger verfolgen. Innere Streitigkeiten führten schließlich dazu, dass die drusische Daʿwa schon im Jahre 1034 eingestellt wurde.[3]
Die Drusen schlossen sich jetzt nach außen hin ab und zogen sich in entlegenere Gebirgsgegenden zurück, so zum Beispiel in das Chouf-Gebiet im Libanon-Gebirge. Hier trat im 15. Jahrhundert der drusische Moralist ʿAbdallāh at-Tanūchī (1417–79) auf, der von den Drusen mit dem ehrenden Beinamen السيد الأمير, DMG as-Sayyid al-Amīr ‚Herr Fürst‘ bezeichnet wird. Er schrieb einen grundlegenden Kommentar zu den رسائل الحكمة, DMG rasāʾil al-ḥikma und schuf ein System von moralischen Regeln, das als آداب السيد الأمير, DMG ādāb as-Sayyid al-Amīr bekannt ist und bis heute als Elementar-Codex drusischer Lebensführung gilt.[4]
Flagge des DrusenstaatesIm Libanon wurde im frühen 16. Jahrhundert ein Drusen-Emirat gegründet, das bis 1697 von der Maʿn-Dynastie regiert wurde. Dort gab es zeitweise politische Allianzen mit den dort lebenden maronitischen Christen, die jedoch seit dem Osmanischen Reich und erneut seit dem libanesischen Bürgerkrieg einer offenen Feindschaft wichen.
In den 1920ern richtete die französische Mandatsverwaltung im Hauran-Gebiet im Südwesten Syriens mit dem Drusenstaat (Djébel druze) einen autonomen Teilstaat ein, um den syrischen Widerstand gegen die Kolonialherrschaft zu zersplittern. Nachdem Drusen wie Sultan Pascha al-Atrasch sich jedoch 1925–27 an die Spitze des Aufstands in Damaskus gestellt hatten, wurde der Dschebel ad-Duruz dem restlichen Syrien wiedereingegliedert (siehe auch: Geschichte Syriens). Die Drusen leisteten bewaffneten Widerstand. Um diesen zu brechen, richteten die Franzosen ein Massaker an Drusen und Kurden an. Sie stellten die Leichen auf dem Marktplatz von Damaskus zur Schau.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Drusen
Begründer der drusischen Lehre war Hamza ibn Ali ibn Ahmad, ein persischer Missionar aus Ostiran, der Anfang des 11. Jahrhunderts in der fatimidischen Daʿwa tätig war. Er behauptete im Jahre 1017, die Ära des قائم, DMG Qāʾim (eschatologischer Herrscher) sei angebrochen und der regierende fatimidische Kalif al-Ḥākim sei Gott. Auch lehrte er die Abrogation der koranischen Offenbarung und ihrer ismailitischen Deutung; an die Stelle beider sollte das bloße Bekenntnis von Gottes Einzigkeit (arabisch توحيد, DMG tauḥīd) treten, das alle gottesdienstlichen Handlungen überflüssig macht. In seinen in den Jahren von 1017 bis 1020 entstandenen Sendschreiben entwickelte Hamza eine neue Theologie − eine Kompilation von ismailitischen, neuplatonischen und extrem-schiitischen Vorstellungen und Begriffen. Hamza sandte eigene Missionare in die verschiedenen ismailitischen Gemeinden Ägyptens und Syriens. Einer seiner Missionare, ein junger Türke aus Buchara, der den Beinamen ad-Darzī (persisch „Schneider“) hatte, entfaltete in Kairo eine so rege Missionstätigkeit, dass die neue Lehre dort nach ihm als الدرزية, DMG ad-Darzīya bekannt wurde; ihre Anhänger wurden als دروز, DMG Durūz ‚Drusen‘ bezeichnet.[2]
Der Kalif selbst duldete das Treiben der drusischen Missionare. Sein Verschwinden im Februar 1021 bei einem seiner nächtlichen Ausritte bestärkte die Drusen noch in ihrem Glauben an seine Göttlichkeit. Während Hamza verstummte, weitete sein Stellvertreter al-Muqtanā die Daʿwa auch auf ismailitische Gemeinden außerhalb des Fatimidenreiches aus, in den Irak und den Iran, den Hedschas, den Jemen, Bahrain und Indien. Auf ihn geht wahrscheinlich auch die Sammlung der „Sendschreiben der Weisheit“ (arabisch رسائل الحكمة, DMG rasāʾil al-ḥikma) zurück, die bis heute die wichtigste Heilige Schrift der Drusen darstellt. Im Fatimidenreich mussten die Drusen geheim operieren, denn al-Ḥākims Nachfolger az-Zāhir (reg. 1021–1036) verbot in Edikten die drusische Lehre und ließ ihre Anhänger verfolgen. Innere Streitigkeiten führten schließlich dazu, dass die drusische Daʿwa schon im Jahre 1034 eingestellt wurde.[3]
Die Drusen schlossen sich jetzt nach außen hin ab und zogen sich in entlegenere Gebirgsgegenden zurück, so zum Beispiel in das Chouf-Gebiet im Libanon-Gebirge. Hier trat im 15. Jahrhundert der drusische Moralist ʿAbdallāh at-Tanūchī (1417–79) auf, der von den Drusen mit dem ehrenden Beinamen السيد الأمير, DMG as-Sayyid al-Amīr ‚Herr Fürst‘ bezeichnet wird. Er schrieb einen grundlegenden Kommentar zu den رسائل الحكمة, DMG rasāʾil al-ḥikma und schuf ein System von moralischen Regeln, das als آداب السيد الأمير, DMG ādāb as-Sayyid al-Amīr bekannt ist und bis heute als Elementar-Codex drusischer Lebensführung gilt.[4]
Flagge des DrusenstaatesIm Libanon wurde im frühen 16. Jahrhundert ein Drusen-Emirat gegründet, das bis 1697 von der Maʿn-Dynastie regiert wurde. Dort gab es zeitweise politische Allianzen mit den dort lebenden maronitischen Christen, die jedoch seit dem Osmanischen Reich und erneut seit dem libanesischen Bürgerkrieg einer offenen Feindschaft wichen.
In den 1920ern richtete die französische Mandatsverwaltung im Hauran-Gebiet im Südwesten Syriens mit dem Drusenstaat (Djébel druze) einen autonomen Teilstaat ein, um den syrischen Widerstand gegen die Kolonialherrschaft zu zersplittern. Nachdem Drusen wie Sultan Pascha al-Atrasch sich jedoch 1925–27 an die Spitze des Aufstands in Damaskus gestellt hatten, wurde der Dschebel ad-Duruz dem restlichen Syrien wiedereingegliedert (siehe auch: Geschichte Syriens). Die Drusen leisteten bewaffneten Widerstand. Um diesen zu brechen, richteten die Franzosen ein Massaker an Drusen und Kurden an. Sie stellten die Leichen auf dem Marktplatz von Damaskus zur Schau.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Drusen