Anton Siluanow hat den derzeit vermutlich schwersten Job der gesamten Kremlführung. Der 59-Jährige ist russischer Finanzminister und sah sich im abgelaufenen Januar einem Loch im Staatshaushalt in Höhe von 1,77 Billionen Rubel, umgerechnet rund 23,1 Milliarden Euro, gegenüber. Bereits im ersten Monat des Jahres macht das damit 60 Prozent des Fehlbetrages aus, den Russland eigentlich für das gesamte Jahr eingeplant hat. Was nur bedeuten kann: Es muss eisern gespart oder das Tafelsilber muss verkauft werden.
Russisches Finanzministerium verkauft Devisen und Gold aus der staatlichen ReserveWeil sich Sparen und das Führen eines Krieges nachgerade ausschließen, hat sich der Kreml dazu entschlossen, an die Ersparnisse zu gehen. Und so vermeldete die russische Nachrichtenagentur Tass unkommentiert unter Berufung auf das russische Finanzministerium, man habe im Januar 2,27 Milliarden chinesische Yuan (umgerechnet rund 309 Millionen Euro) am Devisenmarkt verkauft. Dazu kämen 3,6 Tonnen Gold aus der staatlichen Reserve. Das entspricht rund 200 Millionen Euro. „Die dadurch erzielten Mittel wurden zur Deckung des Defizits auf das Konto des Staatshaushalts überwiesen“, so die Mitteilung. Rückgang der Öl- und Gaseinnahmen um 46 ProzentDie Haushaltslücke war entstanden, weil die Einnahmen aus Erdöl- und Erdgasverkäufen im Vergleich zum Vergleichsmonat des Vorjahres drastisch zurückgegangen sind – und zwar um 46 Prozent. Insgesamt nahm der russische Staat 35 Prozent weniger ein als im letzten Friedensmonat 2022. Was einerseits bedeutet, dass die Sanktionen greifen und dem russischen Staat allmählich das Wasser abgraben. Was aber andererseits heißt, dass Russlands Militärmaschine weiterläuft, solange sie aus den Reserven geschmiert werden kann. Nach Darstellung des russischen Finanzministeriums verfügt das Land derzeit über Reserven in Höhe von 10,4 Milliarden Euro, 307,4 Milliarden Yuan und 551,2 Tonnen Gold. Das wäre erheblich weniger als noch im November 2022 gemeldet (siehe Grafik). Ausgaben steigen, während Einnahmen einbrechenDie finanzielle Situation für den Aggressor wird also zunehmend ungemütlicher. Dabei sollen die Ausgaben für das Militär 2023 noch einmal um 71 Milliarden US-Dollar steigen, wie das russische Wirtschaftsportal RBK berichtet. Auch die Ausgaben für Posten wie „nationale Sicherheit“, zu der unter anderem die Polizei gehört, sollen um dieselbe Summe klettern. Größere Ausgaben werden zudem für Soldaten, ihre Familien, Rentnerinnen und Rentner sowie Mindestlöhne fällig, um so den sozialen Frieden zu wahren. Wie geht das, bei sinkenden Staatseinnahmen? Glaube nichts, was die Russen sagen, wenn es um Zahlen geht. Ken Rogoff, Harvard-ÖkonomDer Harvard-Ökonom Ken Rogoff sagte jüngst auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, er „glaube nichts, was die Russen sagen, wenn es um Zahlen geht“. Das betrifft zum Beispiel das offiziell nur um knapp über 3 Prozent geschrumpfte Bruttoinlandsprodukt. Verwandtes Video: Britisches Verteidigungsministerium: Russland schickt Tausende "unerfahrene" Männer in den Tod (glomex) Quelle: MSN
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