Inflationsentwicklung - oder Vernichtung der Türkei durch seinen Präsidenten
23.09.2021 Zinssenkung in Türkei trotz hoher Inflation
22.09.2021 Warum die türkische Wirtschaft weiter wächst – und doch alles teurer wird 20.09.2021 Inflationsrate in der Türkei steigt auf fast 20 Prozent 13.09.2021 Aus heiterem Himmel die Kerninflationsschübe in der Türkei
Die Verbraucherpreisinflation in der Türkei stieg im August 2021 im Jahresvergleich auf 19,25 Prozent, die höchste Rate seit April 2019 und lag über den Markterwartungen von 18,7 Prozent. Die Inflation lag aufgrund der Lira-Schwäche auch über dem Leitzins der Zentralbank von 19 Prozent, was den Druck auf die politischen Entscheidungsträger aufrechterhielt, eine straffe Haltung beizubehalten. Die Kosten stiegen für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke (29,0 Prozent gegenüber 24,92 Prozent im Juli), Transport (21,76 Prozent gegenüber 24,62 Prozent), Wohnen und Nebenkosten (19,30 Prozent gegenüber 19,31 Prozent), Einrichtungs- und Haushaltsgeräte (22,91 Prozent gegenüber 22,70 Prozent) sowie Hotels, Cafés und Restaurants (21,48 Prozent gegenüber 20,63 Prozent). Die jährliche Kerninflation, die volatile Posten wie Energie, Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke, alkoholische Getränke, Tabak und Gold ausschließt, verringerte sich im August auf 16,76 Prozent von 17,21 Prozent im Vormonat. Auf Monatsbasis stiegen die Verbraucherpreise um 1,12 Prozent, mehr als erwartet ein Anstieg um 0,6 Prozent. Quelle: Türkisches Statistisches Amt
Quelle: Tradingeconomies source: tradingeconomics.com
Die türkische Regierung und deren Notenbank schalten nunmehr in den "Kreativmodus" zur Bekämpfung der Inflation. Das bedeutet nichts anderes als die Warenkörbe zu verändern, die für die Inflationsbemessung herangezogen werden. Beispielsweise wird überlegt die Nahrungsmittel und die Energie aus dem Inflationskorb zu entfernen.
In dem Artikel Aus heiterem Himmel die Kerninflationsschübe in der Türkei wird das sehr schön beschrieben. Ein Auszug hieraus: "Eine der interessantesten – in der Tat richtiger zu sagen seltsamen – Entwicklungen der letzten Woche waren die Worte von Şahap Kavcıoğlu, dem Gouverneur der türkischen Zentralbank (CBRT), der andeutete, dass sie sich von nun an auf die Kerninflation konzentrieren würden, die Nahrungsmittel- und Energiepreise und dergleichen ausschließt. Das würde bedeuten, sich vom Konzept der Gesamtinflation zu lösen und eine Reaktion an den Finanzmärkten auszulösen.
In Bezug auf die Inflation verweist man gerne auf die gestiegenen Importpreise, da die Türkei mehr importiert als exportiert (negativer Handelsbilanzsaldo). Die erhöhten Importpreise dienen dabei nur als "Feigenblatt" für die verfehlte Wirtschaftspolitik der AKP bzw. MHP Regierung und hier expliziert des türkischen Präsidenten Erdogan.
Meines Erachtens sind für die hohe Inflation Kostentreiber verantwortlich, denen keine unmittelbare Wirtschaftsleistung gegenübersteht. Was bislang ursächlich kein Analyst auf dem Schirm hat. Die Migrationskosten für die Flüchtlinge sowie die militärischen Abenteuer in Syrien, Kurdistan, Irak, Libyen, Afghanistan, Jemen. Hinzu kommen Kosten für die Privatarmee des Präsidenten (5000 verdeckte Sicherheitskräfte in Katar). Die EU-Gelder zur Unterbringung der ca. 3,8 Millionen Migranten reichen bei weitem nicht aus um hier positive Effekte für die türkische Wirtschaft zu erzielen. Nun kann man zwar entgegenhalten. Auch die Migranten befinden sich zum Teil im Arbeitsprozess und konsumieren. Von den Militärabenteuern profitiert die Rüstungsindustrie und Militärausstattung. Ein Großteil der Flüchtlinge ist jedoch auf Sozialleistungen des Staates angewiesen und jede verschossene Kanonenkugel ist verbraucht.
Des weiteren hat die katastrophale Wirtschaftspolitik in der Türkei dazu geführt, das wichtige Industriezweige an das Ausland verkauft wurden. Die Türkei ist mittlerweile bestenfalls "billiger" Dienstleister und Zulieferer (Automobil- und Textilindustrie sowie Tourismus) für das Ausland. Die Türkei könnte sich quasi selbst versorgen, ist jedoch zunehmend zu einem Importland "verkommen".
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Gewinne aus Produktion und Investition in das Ausland (Umwandlung in Auslandsdevisen) verschoben werden.
Die völlig unorthodoxe Zinspolitik des türkischen Präsidenten wird das Wirtschaftswachstum beleben. Die Unternehmen werden höhere Gewinne einfahren. Bei den Haushalten kommt der Wirtschaftsaufschwung nicht an. Die Privathaushalte werden auf Pump konsumieren und sich immer mehr verschulden.
Fazit: Am Endes des Tages wird die türkische Wirtschaft ausgeplündert und verblutet sein. Der Erdogan-Clan nebst seinen Günstlingen wird nur noch eine ruinierte Wirtschaft und ein ausverkauftes Land hinterlassen. Nicht zu vergessen, hat sich die bisherige Regierung einschließlich des Erdogan-Clans noch eine Rente auf Lebenszeit (diversen Pachteinnahmen aus Autobahnmaut, Flughäfen, Seehäfen etc.) gesichert.
Eine neue Regierung wird aus den genannten Gründen gar nicht in der Lage sein, eine eigene Wirtschaftspolitik zu betreiben. Ich fürchte, es wird zwischen den Parteien einen "schmutzigen Deal" geben. Präsident Erdogan behält sein Amt auf Lebenszeit. Dafür gibt er einen Teil seiner Machtfülle an das Parlament zurück. Dann kann er weiter machen wie bisher und die Schuld für die Wirtschaftsmisere den anderen Parteien in die Schuhe schieben.
Autor: Blog Editor
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