Afghanistan - der endlose Konflikt Wer weiß eigentlich noch warum Afghanistan von der damaligen Sowjetunion im Jahr 1979 und später von den USA und ihren Verbündeten im Jahr 2001 besetzt wurde?? Terror-Bekämpfung, Rohstoffe, Änderung des Regierungs- und Gesellschaftsform, Besetzung um Einfluss in der ganzen Region zu gewinnen?? "Unsere Sicherheit wird nicht nur, aber auch am Hindukusch verteidigt." - Regierungserklärung, Berlin, 11. März 2004, bmvg.de Da haben wir die Antwort. Unsere Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt. Das mag bedingt zutreffen, wenn man die Ereignisse am 11. September 2001 betrachtet. Führte aber gerade die Besetzung Afghanistans zu den Terroranschlägen?? Gehen wir in das Jahr 1993 zurück. Ich weilte gerade mit meinem kranken Sohn in einem Krankenhaus in Münster (Deutschland). Während unseres Krankenhausaufenthaltes wurde ein kleiner afghanischer Junge mit einem abgetrennten Fuß (über Ärzte ohne Grenzen) eingeliefert. Der Kleine Junge war meiner Schätzung keine 10 Jahre. Die Ärzte ohne Grenzen hatten ihn von seinen Eltern getrennt und im sicherlich gut gemeinten Übereifer in das Krankenhaus nach Deutschland überstellt. Der Kleine, wir nannten ihr "Sammy" war ein aufgeweckter Kerl. Er bekam ganz viele Geschenke von Besuchern, die er in einem großen Rucksack für seine Heimkehr sammelte. Verständigen konnte sich niemand mit "Sammy". Er hatte aber einen Dolmetscher. Dieser erzählte uns von einem Unfall bei dem Sammy seinen Fuß verlor. Dann erzählte uns der Dolmetscher, dass der damalige Afghanistan Konflikt ausschließlich um Handelsrouten und Ölpipelines durch das Land ging. Außerdem testete der Iran zu der Zeit Langstreckenraketen. Keiner wusste wann und wo diese nieder gingen. Am heutigen Tag las ich zufällig einen Artikel des Netzwerkes Friedensinitiative »Unsere« Interessen in Afghanistan. Nachstehend ein Auszug aus dem Artikel (Strategien und Öl und Taliban). Strategien Kein Land wird schließlich offiziell wegen seiner geostrategischen Bedeutung militärisch angegriffen. Hier müssen andere -ideologische, moralische oder politische -Begründungen für Interventionen herhalten. Bemerkenswert ist indessen, geostrategische und Ressourcen-Interessen zwar nie als Interventionsgrund im konkreten Fall genannt werden, daß aber beide Aspekte in den Sicherheitsstrategien der Großmächte eine Rolle spielen und dort auch ungeschminkt artikuliert werden. Dies ist der Fall in der Nationalen Sicherheitsstrategie des US-Präsidenten, in der Europäischen Sicherheitsstrategie (ESS) wie in den Verteidigungspolitischen Richtlinien der Bundesregierung (VPR). Die dabei immer wieder auftauchenden Topoi sind der Schutz wirtschaftlich bedeutender Transportwege, der freie Zugang zu Ressourcen, die Aufrechterhaltung des freien Welthandels, die Herstellung politisch stabiler Verhältnisse im Umkreis der Europäischen Union, die Bekämpfung des internationalen Terrorismus in aller Welt sowie die Verhinderung der Proliferation von Massenvernichtungsmitteln. Regimewandel, Demokratieexport und die Ausbreitung von Freiheit und Menschenrechten sind weitere Ziele, die formuliert werden, in der US-Strategie unverhohlen als Aufgabe der Außen- und Militärpolitik, in der ESS und den VPR eher als abstrakt politischer Anspruch. Öl und Taliban Die Besetzung oder Kontrolle eines Landes wie Afghanistan, das immerhin fast doppelt so groß ist wie Deutschland, ansonsten aber nichts zu bieten hat, kostet also mehr, als es abwerfen könnte. Wirtschaftliche Interessen dürften also bei der Invasion der USA und der NATO im Oktober 2001 kaum eine Rolle gespielt haben. Mittelbar aber durchaus. Afghanistan ist für den NATO- und EU-Westen als mögliches Transitland von Interesse. Die im kaspischen Raum, nördlich von Afghanistan gelegenen Republiken Kasachstan, Aserbaidschan, Turkmenistan und Usbekistan verfügen über gigantische Erdöl- und Erdgasvorräte. Die gegenwärtig geförderte Menge soll in den nächsten 13 Jahren verdoppelt werden. Stuart Eizenstat, Staatssekretär in der Clinton-Administration, wies schon vor zehn Jahren im US-Kongreß darauf hin, daß »das Kaspische Meer potentiell eine der wichtigsten neuen energieproduzierenden Regionen der Welt« sein würde. Und die Bemühungen US-amerikanischer Ölgesellschaften (z.B. UNOCAL), mit der afghanischen Regierung wegen einer Pipeline ins Geschäft zu kommen, die das bisherige Transportmonopol Rußlands brechen, d.h. nach Süden über Afghanistan und Pakistan an den Indischen Ozean führen sollte, gehen in die Zeit der Taliban-Herrschaft Ende der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts zurück. Verwirklichen ließ sie sich erst nach deren militärisch erzwungenem Sturz. 2002 wurde ein entsprechender Vertrag über den Bau der Afghanistan-Pipeline von den Staatschefs Turkmenistans, Afghanistans und Pakistans unterzeichnet. Wenn das Projekt bis heute noch nicht realisiert werden konnte, dann liegt das daran, daß die Pipelinetrasse Gebiete durchqueren soll, die immer noch bzw. wieder von den Taliban kontrolliert werden. Quelle: Netzwerk Friedensinitiatiive AUSGABE4 / 2008RUBRIKKrisen und Kriege AUTORIN Peter Strutynski Peter Strutynski, AG Friedensforschung, Kassel, ist Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag. Fazit: Der Afghanistan-Konflikt begann mit dem Einmarsch der sowjetischen Truppen im Jahr 1979 und endet voraussichtlich im Jahr 2021 mit dem Abzug der US-Truppen. Die Taliban erobern derzeit Provinz um Provinz im Sturm. In den nächsten Tagen und Wochen wird auch Kabul fallen. Fast 42 Jahre Krieg für ein paar geostrategischer Überlegungen. In das Macht Vakuum der abziehenden Truppen werden nun andere Player stoßen. Pakistan, Indien, China und die Türkei. Eines ist sicher. Afghanistan wird auch künftig nicht zur Ruhe kommen. Man könnte auch sagen: "Wer Wind säht, wird Sturm ernten". Autor: Blog Editor 1. Afghanistan – der ewige Alptraum: Die nächste Flüchtlingswelle rollt bereits
2. Mord an einer "Stimme der Wahrheit" 3. Flucht vor Taliban und Ungewissheit 4. Füllt China das Machtvakuum in Afghanistan nach dem amerikanischen Truppenabzug? 5. Wer nun in Afghanistan aktiv wird 6. Furcht vor Machtvakuum in Afghanistan 7. Die Türkei kann nicht der Flüchtlings-Gatekeeper der EU sein 8. Afghanistan : Dann eben mit den Islamisten 9. Afghanistan: Der Preis des überstürzten Abzugs
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